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Berner Zeitung – Ein Traumjob

„Ein Traumjob: ich habe nur glückliche Menschen um mich herum“

Die Hochzeitsplanerin Evelyne Schärer (42) begleitet angehende Eheleute in der ganzen Schweiz. Von pompösen Hochzeiten wie in Grossbritannien hält sie wenig. Die Bernburgerin liess sich selbst ohne grosses Tamtam trauen.

Frau Schärer, sind Sie eine Romantikerin?
Evelyne Schärer: Auf jeden Fall. Ich glaube an die grosse Liebe. Für mich selbst hatte ich zwar nie den Traum von einer Märchenhochzeit in Weiss. Aber dieses Prinzessinnengefühl bei Hochzeiten gefällt mir. Die Bräute dürfen sich mit schönen Kleidern und luxuriösen Dingen umgeben.

Dann haben Sie sicher auch die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton verfolgt?
Ich habe mir einen Teil angeschaut, professionell lernen konnte ich davon jedoch nicht.

Wieso nicht?
Ich werde wohl nie eine royale Hochzeit ausrichten mit so viel Etikette und Tradition. Ausserdem ist es doch traurig: Es gab sicher zu wenig Raum für Intimes. Ich bin sicher, den beiden wäre eine Hochzeit im kleineren Rahmen lieber gewesen. Und, stellen Sie sich vor, wie unbequem: Sogar die WC-Pausen für die Braut waren sicher ganz genau festgelegt.

Die WC-Pausen?
Ja, mit einem Brautkleid geht man besser nicht alleine auf die Toilette. Da braucht es Hilfe – und einen unauffälligen Moment, in dem man verschwinden kann.

Wie sieht denn die perfekte Hochzeit für Sie aus?
Ganz einfach: Das Brautpaar ist zufrieden. Wichtig ist, dass das Paar nicht versucht, es allen recht zu machen, sondern nur sich selbst. Das ist schon schwierig genug.

Die Männer stören wahrscheinlich bei den Hochzeitsvorbereitungen nur…
Ja, das ist so (lacht). Die Braut hat sich ihre Hochzeit schon vor Ewigkeiten bis ins Detail ausgemalt, weiss, wie der Blumenschmuck an den Kirchenbänken aussehen soll. Bei so klaren Vorstellungen ist es ratsam, wenn sich der Mann zurückhält. Sobald ich die Organisation einer Hochzeit übernehme, werde ich zur Vertrauten der Braut und bereite alles in Absprache mit ihr vor.

Doch gleichzeitig ärgern sich viele Frauen, weil sich die Männer zu wenig für das Fest interessieren.
Ja, die Frauen empfinden es als ungerecht, dass sie sich um alles kümmern müssen. Hier steckt das Problem.

Was wollen denn die Männer?
Die stehen von Anfang an unter enormem Druck. Sie sollen einen Antrag machen, aber im richtigen Moment, am richtigen Ort, mit den richtigen Worten und mit dem richtigen Ring. Weil sie oft unsicher sind, warten sie lange mit der Frage. Das hilft natürlich nicht. Wenn sie dann endlich gefragt haben, wären sie am liebsten am nächsten Tag schon verheiratet. Sie wollen einfach sagen können: «You are mine.»

Was machen Sie mitten im Kreuzfeuer dieser widersprüchlichen Wünsche?
Ich zeige diese Widersprüche auf, berate, bin auch ein wenig Psychologin.

Und wenn Sie bei einem Paar von Anfang an denken: «Diese Ehe wird kaum halten.»
Dann nehme ich den Auftrag nicht an.

Ist das tatsächlich schon vorgekommen?
Ja, es gab da dieses eine Paar. Sie eine wunderschöne, hochintelligente, sehr nette Frau. Jedes Mal, wenn sie etwas sagte, fuhr ihr der Mann über den Mund. Ich habe unter einem Vorwand abgesagt, weil ich das nicht ausgehalten hätte.

Wie haben Sie selbst geheiratet?
Ganz romantisch, an einem Valentinstag. Aber nicht in der Kirche. Für das Fest haben wir in Zürich ein Eventlokal gemietet. Ich bin nicht mehr verheiratet.

Und glauben immer noch an das Eheversprechen?
Ja, und wenn der Richtige kommt, werde ich auch wieder heiraten. Aber als Wiederholungstäterin würde ich anders daran herangehen. Ich möchte in Südafrika am Strand heiraten, barfuss und nur ganz wenige Leute einladen. 300 Personen an einem Hochzeitsfest – es hat doch niemand 300 beste Freunde! Von den rund 200 Paaren, die ich bisher begleitet habe, weiss ich übrigens nur von zwei Scheidungen.

Eine Hochzeitsplanerin können sich wahrscheinlich nur gut Betuchte leisten…
Klar, wir haben zum Teil sehr elitäre Kunden. In der Regel sind sie aber einfach gut ausgebildet und zwischen 30 und 40 Jahre alt. Das heisst, sie stehen schon ein paar Jahre im Berufsleben und haben auch Geld angespart. Ein Hochzeitspaar gibt in der Schweiz im Schnitt zwischen 20’000 und 30’000 Franken aus. Unsere Kunden lassen normalerweise 60’000 bis 80’000 Franken springen. Aber es ist ein Vorurteil, dass wir nur für Reiche da sind. Wir können helfen, Geld einzusparen.

Sie haben immerhin einen Stundenansatz von 140 Franken.
Für den schönsten Tag im Leben ein Schnäppchen! Gerade wer ein enges Budget hat, sollte uns engagieren. Wir können Tipps geben, wo man unauffällig Abstriche macht. Zum Beispiel glauben viele, in der Kirche müsse jede Bank mit Blumen geschmückt sein. Jede zweite reicht vollkommen.

So ein Tag ist doch für das Brautpaar oft unglaublich stressig…
Ja, deshalb geben die Paare gerne uns die Verantwortung ab. Sie können dann das Fest ganz entspannt geniessen.

Sie haben den Verband Unabhängiger Hochzeitsplaner gegründet und einen Diplomlehrgang lanciert. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für diesen Beruf?
Lebenserfahrung. Ich empfehle ein Mindestalter von 28 Jahren. Denn die Heiratenden sind meistens 30 oder älter. Wenn eine blutjunge Hochzeitsplanerin vor ihnen steht, haben sie oft Mühe, sie ernst zu nehmen. Gut ist auch, wenn man selbst schon einmal geheiratet hat, weil man sich dann besser in das Paar hineinversetzen kann. Ausserdem sollte ein Hochzeitsplaner die Unterschiede zwischen Mann und Frau verstehen. Und schliesslich ein guter Networker sein.

Das sind alles Eigenschaften, die man entweder hat oder nicht. Was kann ein Hochzeitsplaner überhaupt lernen?
Zum Beispiel Dresscodes. Wer Smokings an seinem Hochzeitsfest wünscht, sollte wissen, dass die erst nach Sonnenuntergang getragen werden. Deshalb muss zwischen der Trauungszeremonie und dem Fest am Abend eine Pause eingeplant werden – damit sich die Männer umziehen können. Das sind wichtige Details, die ein Hochzeitsplaner lernt.

Und wie reagiert ein Hochzeitsplaner, wenn sich der liebe Onkel am Fest heillos betrinkt und ausfällig wird?
Wir sorgen in der Regel schon vorher dafür, dass das nicht passiert. Wir weisen die Kellner entsprechend an. Dann vergessen sie eben diskret, noch einen Gin Tonic zu servieren.

Gibt es auch Männer, die Hochzeiten organisieren? Oder ist das ein reiner Frauenjob?
Unter den 20 Schülern, die im Mai unseren ersten Diplomlehrgang abschliessen, hat es immerhin einen Mann.

Wann ist die beste Zeit, um zu heiraten?
Zwischen Juni und August habe ich am meisten zu tun. Der Mai gilt zwar als der Wonnemonat, aber dann regnet es oft. Im Hochsommer kann es dafür sehr heiss werden, was vor allem für den Bräutigam im Anzug unangenehm wird.

Und im Winter?
Ich liebe Winterhochzeiten! Denken Sie nur an den Film «Drei Nüsse für Aschenbrödel»: Die Braut fährt in einem Schlitten ein, in warme Decken gehüllt, es schneitwunderbar! Aber natürlich habe ich im Winter etwas weniger zu tun. Dann halte ich meine Vorlesungen für den Diplomlehrgang.

Langweilt es Sie nicht, fast jedes Wochenende an einem Hochzeitsfest teilzunehmen, sich immer wieder ähnliche Reden anzuhören?
Ich bin sogar an bis zu drei Hochzeiten pro Wochenende. Im schlimmsten Fall stelle ich auf Durchzug. Aber ich habe einen Traumjob: Immer nur glückliche Menschen um mich herum. Mein Privatleben musste ich natürlich neu organisieren. Nun treffe ich meine Freunde unter der Woche zum Frühstück, weil ich abends und am Wochenende fast immer unterwegs bin. Mein Gipfeli-Konsum ist enorm.

Können Sie uns die besten Tipps für eine gelungene Hochzeit verraten?
Das Programm sollte nicht zu früh beginnen, sonst braucht es ein riesiges Unterhaltungsangebot, damit sich die Gäste nicht langweilen. Ganz wichtig sind auch die Parkplätze.

Die Parkplätze?
Ja, oft sind nicht genügend Parkplätze vorhanden. Oder sie liegen so weit weg, dass die Gäste den Zeitplan nicht einhalten können. Der Teufel steckt auch bei Hochzeiten im Detail.

ZUR PERSON
Evelyne Schärer Die 42-Jährige hat vor sieben Jahren die Agentur «your perfect day» gegründet. Vorher war die Hochzeitsplanerin in der Modewelt zu Hause. Unter anderem managte Evelyne Schärer Kollektionen von Wolfgang Joop. Ausserdem arbeitete sie in der Kommunikations- und Marketingbranche. Die Bernburgerin ist geschieden und lebt in Zürich.
«your perfect day» zählt zehn Mitarbeiter und ist nicht nur in Zürich, der Zentralschweiz und imTessin, sondern auch in Bern vertreten.
2008 hat Evelyne Schärer den «Verband Unabhängiger Schweizerischer Hochzeitsplaner » (VUSH www.vush.ch) ins Leben gerufen, den sie präsidiert. Sein Ziel ist es, Hochzeitsplaner zu vernetzen, zu unterstützen und zu fördern. In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Ausbildungszentrum fürMarketing, Werbung und Kommunikation (SAWI www.sawi.com) bietet der Verband einen Diplomlehrgang an.

Interview: Mirjam Comtesse
Bilder: Stefan Anderegg

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