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Weddingplanerin

Seit fast zehn Jahren greift sie Liebenden unter die Arme, organisiert Traumhochzeiten. Evelyne Schärer gehört zu den erfolgreichsten Hochzeitsfeen der Schweiz

Wie so vielen Traumvorstellungen liegt auch jener von Evelyne Schärer eine Inspiration aus der Popkultur zugrunde. Vor etwas mehr als zehn Jahren sah sie sich den Film «The Wedding Planner» mit Jennifer Lopez in der Hauptrolle an und trug danach die Frage mit sich herum, ob die dargestellte Art und Weise der Hochzeitsplanung auch in der Schweiz funktionieren und Anklang finden würde. Als sie bald darauf an einer Vermählung in Mexiko erstmals eine solche Hochzeitsplanerin in Aktion beobachtete, wurde ihr inneres Feuer dafür, etwas Ähnliches zu schaffen, derart entfacht, dass sie sich noch vor Ort am HotelComputer die InternetDomain Yourperfectday.ch sicherte, die sie bis heute begleitet. Zurück in der Schweiz und nach ein bisschen pragmatischer Marktforschung gestaltete sie eine Internetsite mit ihrem Angebot, stellte diese ins Netz und wartete ab. Die ersten Anfragen sollten nicht lange auf sich warten lassen.

Wachsendes Hochzeitsbusiness
«Ich habe einfach geschaut, was passiert», sagt Evelyne Schärer heute, wenige Monate vor dem zehnjährigen Bestehen ihres Unternehmens. «Damals dachte ich noch nicht daran, einmal ausschliesslich Hochzeiten zu planen, höchstens vielleicht die eine oder andere.» Doch 20 bis 30 sind es mittlerweile pro Jahr, die sie gemeinsam mit acht weiteren Hochzeitsplanerinnen und ausgehend von den Ideen und Vorstellungen der jeweiligen Brautleute zur Realität werden lässt, mehr Hochzeiten liegen zeitlich nicht drin. 60 000 Franken macht das Budget der Paare, die Unterstützung bei Your Perfect Day suchen, im Durchschnitt aus. Die Summe kann bei 15 000 anfangen und auch schon mal eine Million Franken betragen. «Um sich eine goldene Nase zu verdienen, eignet sich der Beruf der Hochzeitsplanerin allerdings nicht.» Ihre Leidenschaft sei viel mehr der Motivator, der sie antreibe.
Die Voraussetzungen, um als Hochzeitsplanerin erfolgreich zu sein, sammelte Evelyne Schärer in unterschiedlichen Metiers. So absolvierte sie die Textilfachschule in St. Gallen und arbeitete 16 Jahre in der Modebranche, war etwa bei der Marke Joop für den Verkauf verantwortlich. «Eine Affinität für das Ästhetische und Schöne war bei mir schon immer vorhanden. Meine Familie führte zudem einen Gastrobetrieb, mir wurde also auch mit auf den Weg gegeben, was es heisst, Gastgeberin zu sein.» In einer grossen Internetagentur arbeitete sie erst im Marketing und war dann in der Personalabteilung tätig. «Ich lernte dabei, Menschen sehr schnell einzuschätzen.» Das Zusammen-
fügen aller erworbenen Eigenschaften bei ihrer heutigen Tätigkeit erscheint ihr als schicksalshafte Fügung im positivsten Sinne. So sei es zum Beispiel ungemein wichtig, Brautleute gleich beim ersten Treffen richtig zu «lesen». Denn die allererste Frage laute immer: «Passen wir überhaupt zusammen und können gemeinsam arbeiten?» Wird diese Frage mit einem Ja beantwortet, will Evelyne Schärer mehr über das Paar erfahren als deren Vorstellungen und Wünsche die Hochzeit betreffend. «Ich will zu ihnen nach Hause und sehen, wie sie leben, welche Art von Gastgebern sie sind. Ob es zum Kaffee etwa ein ‹Guetsli› gibt», sagt Schärer. Aus solchen Beobachtungen lasse sich ableiten, welches Fest das richtige sein werde. Dazu gehört auch die Zusammenstellung eines entsprechenden Teams, das gut und gerne aus 10 bis 15 Lieferanten und Dienstleistern bestehen kann.
«Traumhaft, elegant und harmonisch, so sollen die von uns organisierten Hochzeiten grundsätzlich sein. In den Details können sie sich selbstverständlich sehr unterscheiden. » Die Ansprüche der Brautleute seien in den letzten zehn Jahren ungemein gewachsen. Als Grund dafür nennt Evelyne Schärer das stetig gewachsene Hochzeitsbusiness an sich – Magazine, Blogs, Filme, Fernsehshows und die Übertragung königlicher Hochzeiten, sie alle tragen das Ihrige dazu bei, dass immer mehr Informationen darüber vorhanden sind, wie eine Hochzeit vonstatten gehen könnte. «Das setzt uns unter grossen Druck.» Allerdings müssen die Vorstellungen der Brautpaare überhaupt nicht konkret sein. «Die vielen Eindrücke und Ideen sorgen vielmehr für das Gegenteil.»
Natürlich wird das Business auch von Trends bestimmt, so wollen immer mehr Leute etwa draussen heiraten, eine Entwicklung, die – wie so viele – aus den Vereinigten Staaten stammt. «Vor einigen Jahren war es noch etwas Aussergewöhnliches, im Freien, etwa an einem See, zu heiraten. Heute wird so etwas häufiger gewünscht.» Auch wenn Evelyne Schärer und ihre Kolleginnen versuchen, den Vorstellungen ihrer Kunden möglichst gerecht zu werden, gibt es immer wieder Dinge, die sie eher merkwürdig finden. «Wenn jemand unter Wasser heiraten möchte, zum Beispiel. Etwas in der Art haben wir auch noch nie gemacht.» Zudem wollen ihre Kunden glücklicherweise keine altbackenen Spiele veranstalten, keine Diashows oder langen Reden. «Das ist weder ihr noch unser Stil.»

Entscheidend sind die Gäste
Eher klassisch ist die Interessensund Aufgabenverteilung bei der Planung auch zwischen den Paaren. «Frauen beschäftigen sich mit Farben, Blumen und der übrigen Dekoration, Männer mit Musik, Transport und der Ausstattung der Bar. Das ist nach wie vor so. Anwesend sein sollten bei den ersten Beratungsgesprächen aber unbedingt beide.» «Ist mir egal», dürfe der Mann nie sagen. «Ich vertraue dir zu hundert Prozent, ich würde dich nicht heiraten, wenn ich nicht wüsste, dass du auch in meinem Interesse entscheidest» – das gehe schon eher. Unbedingt sollte der Bräutigam nach Meinung von Evelyne Schärer ein Vetorecht haben, wenn es zu mädchenhaft wird. Erfahrungsgemäss hätten es 95 Prozent der Männer aber am liebsten, wenn man ihnen einfach sage, wann sie wo zur Vermählung aufzutauchen hätten.
«Am Tag selbst sind wir sozusagen die Versicherung», sagt Evelyne Schärer, «das Brautpaar ist entspannter, wenn wir anwesend sind. Es gibt ein Drehbuch, in dem Punkt für Punkt alles niedergeschrieben ist. Wir Hochzeitsplaner stellen uns dann allerdings nicht in den Vordergrund. Mir ist es schon unangenehm, in der Dankesrede erwähnt zu werden.» Vielmehr seien sie und ihre Kolleginnen dafür da, das Brautpaar zu entlasten, für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen sowie um Fragen zu beantworten. Die restliche Mannschaft, alle Lieferanten und Dienstleister, wüssten, was sie zu tun hätten und müssten nicht mehr kontrolliert werden.
Was eine gute Hochzeit ausmacht? Nach Meinung von Evelyne Schärer sind es einzig und allein die Gäste. «Je kompatibler, freier und offener diese sind, umso besser wird die Feier, auch bei semiprofessionellen Musikern oder einem halbherzigen DJ. Das beste Essen und die beste Band können bei einer schwierigen Gästeschar nichts ausrichten.»
Auch wenn sich nach fast zehn Jahren mittlerweile manche Dinge wiederholen, gibt es bei praktisch jedem einzelnen Fest Momente, die Evelyne Schärer emotional berühren. «Ich kann durchaus eine professionelle Distanz zu diesem gefühlvollen Anlass halten, doch es ist noch immer ein Beruf, den ich mit Leidenschaft und nicht des Geldes wegen mache. Ich will mich stets verbessern, um auch künftig Brautpaaren genau den schönsten Tag ihres Lebens bereiten zu können, den sie sich wünschen.»

Interview: Jeremy Gloor
Foto: Sandra Marusic

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